Pädagogische Arbeit
Unser Bild vom Kind
Kinder werden mit bestimmten vererbten Anlagen geboren und durch verschiedene Faktoren in ihrer individuellen Entwicklung beeinflusst. Solche Beeinflussungen beginnen in der Schwangerschaft, ziehen sich durch die Familie weiter, Besuch von Institutionen, über Freunde und ziehen sich lebenslang fort.
Meistens sind die ersten Möglichkeiten, den Erfahrungshorizont und den Sozialisationsprozess außerhalb der Familie weiterzuentwickeln, für das Kind die Kinderkrippe bzw. der Kindergarten.
- Kinder sind für uns:
- Offen
- Kreativ
- Einzigartig und individuell
- Fröhlich, unbefangen
- Neugierig, interessiert, wissbegierig
- Kleine Forscher
- Sinneswahrnehmer
- Bewegungsfreudig und aktiv
- Humorvoll
- Spontan
- Schutzbedürftig
Kinder brauchen:
- Anerkennung und Wertschätzung
- Eine anregende Umwelt (emotional, sozial, kognitiv, motorisch)
- Raum für Selbstbestimmung und aktives Handeln
- Vertrauen in ihre Eigentätigkeit
- Grenzen, Kontinuität und Verlässlichkeit
- Willensstärke und Belastbarkeit
- Bereitschaft Kompromisse einzugehen
- Authentische Bezugspersonen
- Ehrliche Rückmeldungen
- Ausgewogene und kindgerechte Ernährung
Das teiloffene Konzept
Wir arbeiten nach dem teiloffenen Konzept. Jedes Kind hat seinen festen Platz in seiner Stammgruppe. Dort finden die gemeinsamen Mahlzeiten und der Sing- und Spielkreis am Nachmittag statt. Der Morgenkreis findet meistens mit allen Kindern gemeinsam statt.
Die pädagogischen Angebote werden normalerweise gruppenübergreifend durchgeführt. Manchmal gibt es auch Angebote in den Stammgruppen. Außerdem gehen die Kinder in ihren Stammgruppen in den Wald. Ansonsten sind die Gruppen zum Rausgehen (Spazieren, Spielplatz…) meistens gruppenübergreifend.
In der Freispielzeit stehen den Kindern auch gruppenübergreifend alle Bildungsräume in Absprache mit den MitarbeiterInnen zur Verfügung.
Die Kinder finden sich dadurch schnell im ganzen Haus zurecht und lernen viele Spiel- und Lernmöglichkeiten kennen. Ihr Sozialverhalten wird geschult, da sie mit vielen unterschiedlichen Kindern und Erwachsenen in Kontakt kommen. Falls ein Kind aber die Nähe und Sicherheit seiner vertrauten Umgebung braucht, hat es dazu selbstverständlich die Möglichkeit.
Die Kinder genießen es, Neues und Anderes kennenzulernen und auszuprobieren. Außerdem fördern wir damit die Entscheidungsfähigkeit, Selbständigkeit und Selbsttätigkeit der Kinder.
Bei allen Aktivitäten sind wir, das Team, pädagogische Begleiter, Vertraute, Helfer, oft auch selbst Lernende und Staunende – es gibt jeden Tag etwas Neues und Interessantes mit den Kindern zu entdecken.
Der Situationsorientierte Ansatz in unserem Alltag
Im Kinderladen Seehund arbeiten wir nach dem situationsorientierten Ansatz. Wir gehen auf die alltäglichen Situationen und die individuellen Bedürfnisse der Kinder ein und greifen diese in Angeboten und Aktivitäten auf. Dabei geben wir den Kindern Zeit und Raum, eigenaktiv zu forschen und zu experimentieren und ihre Umwelt zu entdecken. Uns ist es wichtig, die Kinder so anzunehmen, wie sie sind und sie mit ihren Stärken und Schwächen dort abzuholen, wo sie stehen. Wir nehmen die Kinder wahr und beobachten sie in ihrem Tun und im Freispiel. Dadurch können wir ihre Interessen, Neugierde, Fantasien aber auch sämtliche Gefühlslagen, wie z.B. Ängste beobachten. Unsere Beobachtungen greifen wir auf und schaffen Impulse. Diese Impulse können wir im Freispiel, in Bilderbuchbetrachtungen und im Singkreis geben. Außerdem werden daraus Angebote erarbeitet und von uns Lernsituationen geschaffen.
Durch diesen Ansatz werden ebenso das selbstbestimmte Handeln und die Bedürfnisse des Kindes unterstützt. Außerdem fühlen sich dadurch die Kinder gehört, wertgeschätzt und angenommen, da an ihren Interessen angeknüpft wird. Ein wichtiger Bestandteil hierfür ist auch unsere Kinderkonferenz, die in Punkt 6.3 bereits beschrieben wurde.
Durch unser Wahrnehmen und Beobachten können wir Zukunftssituationen anregen und schaffen.
Die Partizipation des Kindes spielt hierbei eine große Rolle, da das Kind selbst (mit)-entscheiden kann und darf. Wir begleiten die Entwicklung der Kinder zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten und fördern sie unter Berücksichtigung ihrer individuellen Fähigkeiten.
Werte und Erziehungsziele
Der Erziehungsauftrag der Einrichtung besteht darin, dem Kind zu helfen, seine Bedürfnisse mit den unterschiedlichen Erwartungen seines gegenwärtigen und zukünftigen Lebens in Einklang zu bringen. Das Kind lernt schrittweise an dem sozialen Zusammensein teilzunehmen, dabei seine eigene Rolle zu erkennen und unterschiedliche soziale Verhaltensweisen und Fähigkeiten ein- und auszuüben. Auch Konflikte gehören zum Kinderladenalltag: Die MitarbeiterInnen unterstützen die Kinder bei der eigenständigen Lösung der Konflikte, bieten bei Bedarf Hilfestellungen an und entwickeln gemeinsam mit den Kindern Lösungswege.
Entsprechend den Grundsätzen des lebensnahen Lernens sollen kindliche Bedürfnisse befriedigt werden. Die Kinder bekommen Normen und Werte von uns vermittelt, diese erklären und überdenken wir gemeinsam mit den Kindern. Dabei ist es aber wichtig, den Kindern wertfrei entgegenzutreten, sowie sensibel zu sein für einen anderen kulturellen Hintergrund und damit verbundenen verschiedenen Werten.
Die Kinder werden so angenommen wie sie sind und jedes Kind wird als „einmalig“ angesehen. Unser tägliches Miteinander zeichnet sich durch Toleranz, Freundlichkeit und einen respektvollen Umgang aus.
Schwerpunkte
Schwerpunkt Bewusste Kinderernährung (BeKi)
Die Betreuung umfasst ein Frühstück, ein warmes Mittagessen und einen Nachmittagssnack. Die Kinder bekommen eine große Auswahl an verschiedenen Geschmacksrichtungen. Unsere Hauswirtschafterin schreibt einen abwechslungsreichen Speiseplan und bereitet die Mahlzeiten frisch zu. Es wird auf eine ausgewogene, vielfältige und kindgerechte Ernährung geachtet. Wir legen Wert auf regionale Produkte.
Schwerpunkt Inklusion
Wir möchten Kindern mit Beeinträchtigung ermöglichen an unserem Alltag teilzuhaben und ihnen helfen, sich in die soziale Gruppe zu integrieren. Die Kinder werden angenommen und wertgeschätzt. Ihnen wird Verständnis und Sicherheit entgegengebracht.
Wir gehen auf den individuellen Förderungsbedarf jedes Kindes ein.
Schwerpunkt Kulturelle Vielfalt / Kultursensibilität
Die Kinder, die aus einem anderen Herkunftsland stammen, unterstützen wir und helfen ihnen, sich in unserem Alltag zu integrieren. Wir gehen sensibel, geduldig und verständnisvoll auf das Kind ein. Wir nehmen den sprachlichen Förderbedarf auf und unterstützen unsere Sprache mit nonverbaler Kommunikation.
Unsere Ziele im pädagogischen Alltag sind, das Wissen der Kinder um ihre kulturelle Identität und ihren Stolz darauf zu bestätigen und zu fördern; die Neugier, die Freude und das einfühlende Bewusstsein der Kinder gegenüber kulturellen Unterschieden und Ähnlichkeiten zu fördern; Kindern zu vermitteln, wie sie unangemessene Reaktionen auf kulturelle Unterschiede überwinden können.
Schwerpunkt Bilinguale Spracherziehung
Wir sind ein bilingualer Kindergarten (deutsch/englisch) und arbeiten nach der Ansatzmethode. Das bedeutet, dass die bilingualen Fachkräfte nur in bestimmten Situationen Englisch sprechen, sowie verschiedene Angebote zur Förderung der Fremdsprache stattfinden.
Erlernen einer oder gleichzeitig mehrerer Sprachen soll am besten spielerisch, intensiv und möglichst in einer natürlichen sprachlichen Umgebung passieren. Auf diese Weise werden Kinder beider Sprachen automatisch eigen. Deswegen haben wir uns für eine bilinguale Erziehung im Kinderladen entschieden.
Ein zweisprachiger Kindergarten ermöglicht es den Kindern, sämtliche alltägliche Geschehnisse und Abläufe auf natürliche und unbeschwerliche Art und Weise gleich in zwei Sprachen zu erlernen. Die zweisprachige Erziehung bezieht sich aber nicht nur auf spontane tägliche Kommunikationen, sondern darüber hinaus auch auf Lernveranstaltungen, bei denen aktiv das Lehren beider Sprachen direkt vollzogen wird.
Schwerpunkt Naturpädagogik
Eine wichtige Aufgabe der Naturpädagogik besteht darin, Kindern Möglichkeiten für fantasievolle, ausgedehnte und faszinierende Naturbegegnungen zu ermöglichen. Wöchentlich finden bei uns dienstags und mittwochs die Waldtage am Vormittag statt. Hier fahren wir mit dem Stadtbus in Gruppen zum nahen gelegenen Wald. Im Wald selbst gibt es unterschiedliche Abendteuer-Orte, die wir besuchen.
Die Bedeutung des Freispiels
Selbstbestimmtes Spiel ist für die ganzheitliche Entwicklung des Kindes ganz entscheidend. Deshalb beginnt unser Tag im Kindergarten mit dem sogenannten Freispiel.
In dieser Zeitspanne im Tagesablauf wählen die Kinder in möglichst freier Selbstbestimmung ihre Tätigkeit aus und gehen spontan aufkommenden Spielbedürfnissen nach. Sie suchen sich ihr Spielmaterial und ihre Spielpartner allein aus, setzen sich selbst Ziele und Spielaufgaben und bestimmen von sich aus Verlauf und Dauer eines Spieles.
Freispiel ist eine wichtige Spielphase, um Sozialverhalten und den Umgang miteinander zu lernen. Im gemeinsamen Spiel lernen die Kinder sich auseinanderzusetzen, abzusprechen und auszutauschen. Erfahrungen und Erlebtes können in Rollenspielen nachgespielt und verarbeitet werden. Die Kinder entscheiden selbst, was sie spielen wollen, erproben ihre Rolle in der Gruppe und schulen ihre Kreativität. Die MitarbeiterInnen greifen selten ein und bekommen so eine gute Möglichkeit, die Kinder zu beobachten.
Das Freispiel ermöglicht es den Kindern, sich frei in den Räumen zu bewegen, sowie Materialien und Themen selbstständig zu wählen. Es schafft Rückzugsräume für die Kinder, die ab einem bestimmten Alter auch unbeobachtet in Spielbereichen ihrer Kreativität freien Lauf lassen können.
Das Eingewöhnungskonzept
Der Eintritt eines Kindes in den Kinderladen ist meist für Kinder und Eltern mit neuen Erfahrungen verbunden. Die Eingewöhnung ist ein Ablöseprozess für beide Seiten. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Eingewöhnung ist die Bereitschaft der Eltern, die Ablösung ihres Kindes zuzulassen und zu unterstützen. Insofern ist es auch unsere Aufgabe, die Eltern darin zu unterstützen. Fragen und Unsicherheiten der Eltern werden daher unbedingt angesprochen und geklärt.
Wir orientieren uns am Berliner Eingewöhnungsmodell. Diese sanfte Form der Eingewöhnung dauert je nach den individuellen Bedürfnissen des einzelnen Kindes etwa 2 bis 3 Wochen. Sie ist abgeschlossen, wenn wir als sichere Basis vom Kind akzeptiert werden – das heißt beispielsweise, dass es sich trösten und beruhigen lässt. Dafür ist es wichtig, dass jedes Kind eine/n feste/n BezugserzieherIn hat, die das Kind in der Eingewöhnung bzw. über die gesamte Kindergartenzeit begleitet und unterstützt.
Bevor die Eingewöhnung startet findet ein ausführliches Aufnahmegespräch statt. Dies dient dazu, dass die Eltern und die Fachkraft sich kennenlernen. Die Eltern bekommen Informationen über die Einrichtung und über den Eingewöhnungsverlauf. Die Fachkraft erfährt wichtige Informationen und Gewohnheiten über das Kind.
Die Eingewöhnung erfolgt schrittweise. Wir steigern langsam die Aufenthaltsdauer des Kindes im Kinderladen und verlängern die Trennungszeit des anwesenden Elternteils. Das Kind lernt nach und nach in der Eingewöhnungszeit die Umgebung, den Tagesablauf, die Fachkräfte und die Kinder kennen und fühlt sich dann in seiner neuen Umgebung sicher und wohl.
Meistens kommen die Kinder von der Kinderkrippe Seepferdchen zu uns in den Kinderladen Seehund. In diesen Fällen findet die Eingewöhnung oft auch ohne die Eltern statt, sondern intern mit den MitarbeiterInnen der Kinderkrippe. Außerdem ist das Aufnahmegespräch hier eher ein Übergabegespräch, zu dem sich die Eltern, der/die BezugserzieherIn der Kinderkrippe und der/die neue BezugserzieherIn des Kinderladens treffen.